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Stadtgemeinde Gmunden

Keramikgeschichte

Funde belegen, dass die Technik der Keramikfertigung in der Region um Gmunden bereits in der Steinzeit bekannt war. Auch aus der Römerzeit liegen Funde vor, doch überaus bemerkenswert wurde Gmundens Keramikgeschichte im Mittelalter. Durch den Salzhandel reich geworden, etablierte sich in der Stadt eine erste „Keramikszene“. Hafner fertigten Kachelöfen und Gebrauchskeramik und verzierten ihre Werkstücke mit dekorativen Mustern. Die erste urkundliche Erwähnung eines Hafnerhauses in Gmunden datiert auf das Jahr 1492 zurück.

Im 17. Jahrhundert galt Gmunden bereits als Hochburg der Fein- und Zierkeramik. Es entwickelte sich die Dekortechnik des Flammens, die heute Teil des österreichischen immateriellen Kulturerbes ist und in der Gmundner Keramik Manufaktur nach wie vor praktiziert wird. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen auch die kostbaren Gmundner Fayencen, denen in der Stadt ein eigenes Museum gewidmet wird.

Ab dem 19. Jahrhundert ist Gmundens Keramikgeschichte eng mit der Familie Schleiss verwoben, die durch die Zusammenarbeit mit Künstlern, insbesondere aus der Wiener Werkstätte, die für Gmunden charakteristische Verknüpfung von Kunst und Handwerk initiierte. Auch aufgrund der Sommeraufenthalte der Kaiserfamilie im Salzkammergut kam es zu einem regen kulturellen Austausch zwischen Gmunden und Wien; künstlerische Impulse der Jahrhundertwende fanden ihren Weg in die Keramikstadt am Traunsee.

In den 60ern und 70ern des 20. Jahrhunderts machten die internationalen Symposien von Kurt Ohnsorg und die Arbeit des Designstudios „Gruppe H“ Gmunden europaweit zum Keramik-Hotspot und Thinktank mit einer einzigartigen symbiotischen Verschmelzung von Kunst, Handwerk und Industriefertigung.

Das 21. Jahrhundert steht im Zeichen der weltweiten Vernetzung. Die Städtepartnerschaft mit der italienischen Keramikstadt Faenza, die Aufnahme in die European Route of Ceramics und die International Academy of Ceramics (IAC) sind wichtige Meilensteine für die institutionalisierte internationale Kooperation.


4. – 3. Jtsd. v. Chr.

Jungsteinzeit

Steinbeil-Fund in den Tongruben von Waldbach, Keramik der „Mondseekultur“, u.a. Funde beim Traunausfluss in Gmunden

2200 – 1500 v. Chr.

Bronzezeit

Aus dem Gmundner Gräberfeld der Mittleren Bronzezeit stammt eine verzierte Trinkschale mit Henkel, die das älteste, vollständig erhaltene Keramikgefäß der Stadt darstellt.

750 – 350 v. Chr.

Hallstattzeit

Hallstattzeitliches Gräberfeld in Gmunden-Au mit Keramikfunden

2. Jhd. n. Chr.

Römerzeit und Gmundens älteste Töpferei

In der römischen Villa Rustica in Gmunden-Engelhof befand sich auch eine Töpferwerkstätte.

1200 – 1800 n. Chr.

Schwarzhafner und Weißhafner

Die Herstellung irdener Waren, wie Krüge, Schlüsseln, Weidlinge, aber auch Kacheln und Kachelöfen, geht bis ins ausgehende Mittelalter zurück.

1492

Erste urkundliche Erwähnung eines „Hafnerhauses beim Stadtgraben“. (Quelle: Stadtarchiv Gmunden im OÖ Landesarchiv)

ab ca. 1600

„Flammen“

Marmorierte und gefleckte Dekore auf weiß glasiertem Untergrund sind der Ursprung des „Grüngeflammten“, das bis zur Gegenwart den Inbegriff der Gmundner Keramik darstellt.

1625

Die Hafner von Gmunden erhalten eine eigene Zunftordnung – Beginn einer eigenständigen Produktion und Vermarktung

1670-1875

Alt-Gmundner Fayencen

1670 – 1740: Blaue Periode

1750 – 1775: Blau-bunte Periode

1775 – 1875: Grün-bunte Periode

1843

Schleiss Werkstätte

Franz Schleiss und seine Frau Franziska erwerben das Hafnerhaus in der Theatergasse und gründen eine Keramikwerkstatt.

1903

„Gmundner Tonwarenfabrik“ später „Gmundner Keramik Manufaktur“

Ihr Sohn Leopold Schleiss gründet die Gmundner Tonwarenfabrik auf dem heutigen Gelände der Gmundner Keramik Manufaktur.

1909

„Künstlerische Werkstätte Franz und Emilie Schleiss“

Mit der Gründung der „Künstlerischen Werkstätte Franz und Emilie Schleiss“ beginnt eine Periode der Zusammenarbeit mit Künstlern der Wiener Werkstätte.

1923

„Steingut-Industrie AG“ später „LAUFEN Austria AG“

Aufnahme der Produktion von Sanitärkeramik auf dem heutigen Gelände der LAUFEN Austria AG

1933 – 1977

Werkstätte Karl Födinger

1977 – 2003

Werkstätte Wolfang Födinger

1971 – 1985

Werkstätte Georg Pesendorfer

1985 – 2014

Pesendorfer Keramik KG – Bernd Födinger

1963 – 1969

„Ohnsorg-Symposien“

„Internationale Keramik-Symposien“ initiiert und gestaltet von Prof. Kurt Ohnsorg

seit 1988

„Österreichischer Töpfermarkt“

Der Österreichischer Töpfermarkt mit internationaler Beteiligung findet jedes Jahr am letzten Wochenende im August statt.

seit 2003

Internationale Keramik-Symposien in der Gmundner Keramik Manufaktur, ab 2018 auch in der Firma LAUFEN Austria AG sowie anschließende europaweite Wanderausstellungen

seit 2011

„K&K-Keramik“ Martin Kunze und Maria Kosareva

seit 2019

European Route of Ceramics

Aufnahme in das Netzwerk der European Route of Ceramics

2021

UNESCO nimmt das Flammen von Keramik in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Österreich auf.

2022

Academy of Ceramics Gmunden AoCG

Gründung der Academy of Ceramics Gmunden AoCG

2023

International Academy of Ceramics IAC

Aufnahme der Stadt Gmunden in die International Academy of Ceramics IAC