16 Euthanasie-Opfer -ermordet im Schloss Hartheim
Den Anfang der Tötung von geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen machte man mit Zwangssterilisationen. Von dort war es nur ein kurzer Weg bis zu deren Vernichtung in diversen sogenannten Heil- und Pflegeanstalten. In der „Ostmark“ waren das die Anstalten Am Steinhof in Wien, Niedernhart bei Linz und im Schloss Hartheim in der Nähe von Alkoven nahe Linz. Die Tötung wurde mittels Giftspritzen und mit Giftgas durchgeführt. Seit dem Frühjahr 1940 lief der mörderische Betrieb im Schloss Hartheim auf Hochtouren. Dort wurden wesentlich mehr Menschen vergast als im KZ Mauthausen.
Mehr als 70.000 Menschen wurden im Rahmen der NS-Euthanasieaktion T4 in den Jahren 1940 und 1941 ermordet. Aufgrund ihrer Behinderung oder Erkrankung passten sie nicht ins System und wurden als „Ballastexistenzen“ oder „unnütze Esser“ bezeichnet, derer man sich in speziell eingerichteten Tötungsanstalten entledigte. Dazu gehört auch Schloss Hartheim, in dem man eine nicht unerhebliche Zahl dieser Menschen ermordete.
Es war nicht möglich, die Aktion T4 geheim zu halten. Gerüchte, die sich später als wahr erweisen sollten, machten schnell die Runde. Sie besagten, Bewohner von Anstalten und Kliniken würden abgeholt und innerhalb kurzer Zeit eines nicht natürlichen Todes sterben.
In der ersten Maihälfte des Jahres 1940 traf der erste Transport in der Tötungsanstalt Hartheim ein: Patienten der Anstalt Niedernhart wurden mit Bussen durch das Tor des Schlosses in den Arkadenhof gefahren. Im Entkleidungsraum im Nordflügel des Schlosses mussten sich die Opfer ausziehen. Pfleger führten die Patienten dann in den so genannten Aufnahmeraum im Erdgeschoss, wo ein Arzt die Identität der Opfer feststellte. Als „medizinisch interessant“ geltende Fälle wurden in einer Fotoecke fotografiert. Nach dem Ende dieser Prozedur führten die Pfleger die nackten Patienten in die Gaskammer, die etwa 25 Quadratmeter groß und als Baderaum mit Duschköpfen getarnt war. Bis zu 60 Menschen, manchmal noch mehr, wurden in den Raum gepfercht. Nach dem Verschließen der luftdichten Türen ließ man Kohlenmonoxid aus dem Nebenraum einströmen. Nach
ca. 10 bis 15 Minuten waren die Menschen in der Gaskammer tot; der Raum wurde noch eine Stunde lang entlüftet, bevor sogenannte Brenner die Leichen in den Totenraum schleiften und ihnen dort – falls vorhanden- die Goldzähne ausbrachen. Opfern, die als „medizinisch interessant“ galten, wurden die Gehirne entnommen und nach Wien geschickt. Die Leichen wurden dann verbrannt. Knochen zerkleinerte man in einer Knochenmühle. Ein Teil der Asche wurde in Urnen gefüllt, ein größerer Teil in Säcken zur nahe gelegenen Donau gefahren und dort entleert. Später wurde die Asche an der Ostseite des Schlosses vergraben.
Aktion T4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4. „T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der damaligen Zentraldienststelle T4 in Berlin: Tiergartenstraße 4.
Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ herangezogen worden. Man ersparte sich die Kosten für deren Unterbringung in Anstalten und macht so auch die Pfleger/-innen und Ärzte/Ärztinnen frei für andere „wichtigere“ Aufgaben.
Baumgartner, Ernst
Der gebürtige Gmundner (16. 10. 1898) wurde am 22. März 1932 in „Niedernhart“ aufgenommen (Stammnummer 13301) von dort mit dem Transport T4 am 12. Juni 1940 nach Hartheim gebracht und ermordet.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Eigner, Gabriele, geb. Kotar
Die gebürtige Gmundnerin (geb. 25. 1. 1901) wurde am 21. 2. 1036 in „Niedernhart“ aufgenommen (Stammnummer 14531) und von dort mit dem Transport T4 am 17. Juni 1940 nach Hartheim gebracht und dort ermordet.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Gerhart, Josef Franz Anton
Von Josef Gerhart weiß man, dass er am 10. 11. 1874 in Gmunden geboren wurde und hier an der Schiffslände 7 beheimatet war. Er war seit seinem 40. Geburtstag in der Versorgungsanstalt Schloss Schernberg in Schwarzach im Pongau untergebracht. Von dort brachte man ihn am 21. April 1941 gemeinsam mit 114 weiteren PatientInnen nach Hartheim, wo alle sofort ermordet wurden.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Habit, Marianne
Die am 1. Jänner 1901 geborene Gmundnerin wurde am 19. 10. 1922 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 10249) und von dort am 18. Juni 1940 mit einem T4-Transport nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Haupt, Leopoldine
Die am 26. 10. 1903 geborene Gmundnerin wurde am 20. Juni 1939 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 15355) und von dort am 18. Juni 1940 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Hofer, Franziska
Die am 17. 2. 1883 geborene Gmundnerin wurde am 5. Dezember 1940 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 15868) und von dort am 12. März 1941 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Holzinger, Maria/Marie
Die am 1. 1. 1895 geborene Gmundnerin wurde am 4. November 1928 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 12487) und von dort am 18. Juni 1940 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Hörrak, Anna
Die am 26. 7. 1895 geborene Gmundnerin wurde am 12. Jänner 1931 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 13264) und von dort am 18. Juni 1940 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Mladenow, Basilius
Der am 19. Mai 1928, in Gmunden geborene Bub wurde nur 13 Jahre alt. Basilius wurde am 13. Jänner 1941 mit einem T4-Transport aus der Kinderabteilung des Martinstiftes am Linzerberg nach Hartheim gebracht und dort ermordet.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Moser, Wilhelm
Der am 2. 12. 1903 geborene Gmundner wurde am 10. September 1937 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 14694) und von dort am 25. Juni 1940 nach Hartheim gebracht, wo man ihn ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Reisenberger, Aloisia
Die am 26. 5. 1877 geborene Gmundnerin wurde am 4. Juni 1937 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 14811) und von dort am 20. Juli 1940 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Schaumberger, Josefine
Die am 11. 3. 1892 geborene Gmundnerin wurde am 26. Mai 1936 nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 11001) und von dort am 12. März 1941 nach Hartheim gebracht, wo man sie ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö, Landesarchivs
Sperrer, Emil
Die Aktenlage zeigt, dass für Emil Sperrer, einen am 19. Juli in Zürich geborenen jungen Mann, die Stadt Gmunden zuständig war. Er wohnte zuletzt in Wien im 12. Bezirk, wurde am 2. September 1940 in die Klinik Am Steinhof eingewiesen und von dort am 23. Oktober 1940 mit einem T4-Transport nach Hartheim gebracht und ermordet.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Sykyta, Albert
Gmunden war der Geburtsort (17. 1. 1912) und Heimatort von Albert Sykyta. Er wurde aus Salzburg, wo er zuletzt in der Hembergstraße 8 wohnte, nach Hartheim deportiert und dort ermordet. In Hartheim ist der 26. Oktober 1939 als Sykytas Aufnahmedatum vermerkt.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Wanderbauer, Franz
Der am 23. 5. 1893 geborene Gmundner wurde zunächst nach „Niedernhart“ eingewiesen (Stammnummer 8806) und von dort am 10. März 1941 nach Hartheim gebracht, wo man ihn ermordete.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs
Wintersteiger, Fritz
Der am 4. April 1921 geborene Gmundner wurde – knapp 20 Jahre alt – am 14. Jänner 1941 mit einem T4-Transport aus dem Elise-Lehner-Haus in Gallneukirchen, dem heutigen Diakoniewerk für behinderte Menschen, nach Hartheim gebracht und dort ermordet.
Quelle: Opferdatenbank der Dokumentationsstelle Hartheim des Oö. Landesarchivs