25 Jüdinnen und Juden
Barth, Karoline/Lina
KZ- und Euthanasieopfer
27. Juli 1908 bis 11. Mai 1942; Herkunft ungeklärt; jüdischer Single; sie hat in Gmunden dieBürgerschule absolviert, wurde dann Modistin und arbeitete als Angestellte in einem Gmundner Hutmacherbetrieb; als junge Frau kam sie in den 1930er-Jahren zu ihrer Tante in die USA und ist dort plötzlich geisteskrank geworden; da sie keine US-Staatsbürgerin war und deshalb dort damals in keine Anstalt eingewiesen werden konnte, wurde sie von den US-Behörden 1938 nach Wien abgeschoben; letzte Wohnadresse Wien 2, Hammer-Purgstall-Gasse 3/1; von einer Wiener Anstalt am 6. Mai 1942 Deportation nach Maly Trostinec; am 11. Mai 1942 wurde sie dort Opfer der Euthanasie
Quellen: Marchetti und DÖW
Dachinger, Arnold/A(a)ron
KZ-Opfer
Neffe von Chinoch M. Dachinger; Ehemann von Steffi Dachinger und Vater von Tochter Judith
geb. 3. Juni 1902 in Stebnik/Galizien; nach 1918 zugezogen; er war laut Marchetti kurzfristig Landwirt, dann Handelsagent in der Bekleidungsbranche; er wohnte mit seiner Familie 1938 in der Schlösselgasse 3; die Familie meldete sich bereits am 15. April 1938 von Gmunden ab; letzter bekannter Wohnort in Österreich war Wien, Novaragasse 53/17; die Familie floh gleich nach Belgien zu Verwandten der Frau in Antwerpen; in Belgien nannte er sich Aaron; als die Situation für Juden in Belgien immer kritischer wurde, setzte sich die Mutter Steffi im Herbst 1942 mit der jüdischen Hilfsorganisation „Le Centrale“ in Antwerpen in Verbindung; ihre vierjährige Tochter Judith wurde schließlich bei Johannes Brans und seiner Frau Bertha Mertens, die kinderlos waren und helfen wollten, versteckt; das Ehepaar nahm das Mädchen wie ein Familienmitglied auf; am 4. August 1942 wurde Aaron via Mechelen/Malines nach Auschwitz deportiert; dort wurde er mit 40 Jahren ermordet
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“; DÖW
Dachinger Rosa/Rachel, geb. Schwarz
KZ-Opfer / Frau von Felix Dachinger und Mutter von Heinrich und Wilhelm Dachinger
Geboren am 28. Juli 1891 in Drohobitz/Drohobycz bei Lemberg/Galizien, kam sie vor 1918 nach Gmunden. 1938 wohnte sie in der Bahnhofstraße 45. Am 25. November 1938 meldete sie sich nach Wien ab; letzteWohnadresse in Wien war Novaragasse 53/17. Während ihrem Mann und den Söhnen die Ausreise nach Palästina bzw. in die USA gelang, schaffte sie diese nicht, denn sie erkrankte vor der Ausreise und blieb allein in Wien zurück. Zwei Jahre verbrachte sie ohne ihre Familie in der Hauptstadt in einer Sammelwohnung. Am 31. August 1942 wurde sie nach Maly Trostinec deportiert und dort am 4. September 1942 ermordet.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“; DÖW
Halpern, Anna, geb. Brodfeld
KZ-Opfer / Ehefrau von Norbert Halpern und Mutter von Erich Halpern
Geboren am 24. Jänner 1889 Borislaw/Galizien, dürfte sie kurz nach 1920 nach Gmunden zugezogen sein. Sie wohnte 1938an derSchiffslände 6, wurde am 21. September 1938 nach Wien abgemeldet und hatte Baumgasse 23 als letzte Wiener Wohnadresse. 1938 floh die Familie nach Belgien. 1942 erfolgte die Verhaftung und Inhaftierung im SS-Sammellager Mechelen/Malines in der Dossin-Kaserne. Anna Halpern wurde gemeinsam mit ihrem Mann Norbert am 26. September 1942 mit Transport Nr. 11 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Quellen: : OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“; DÖW
Halpern, Erich
KZ-Opfer / Sohn von Norbert und Anna Halpern
Geboren am 18. April 1925 in Wien, kannte man ihn als Schüler des Gymnasiums Gmunden. Später war er Automechaniker. Von der Adresse Schiffslände 6 wurde er wie die Eltern am 21. September 1938 nach Wien abgemeldet. Dort war seine letzte Wohnadresse Baumgasse 23. 1938 floh Erich mit den Eltern nach Belgien. 1942 wurden alle verhaftet und im SS-Sammellager Mechelen/Malines in der Dossin-Kaserne inhaftiert. Erichs Eltern wurden am 26. September 1942 mit Transport Nr. 11 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erich wurde einen Monat später im Transport Nr. 17 ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Davor dürfte er noch in einem Arbeitslager der Organisation Todt (Boulogne, St. Martin, Isques) gewesen sein. In Auschwitz vermerkte man den 31. Oktober 1942 als seinen Todestag.
Quellen: : Marchetti; DÖW; OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“
Halpern, Norbert
KZ-Opfer / Ehemann von Anna Halpern und Vater von Erich Halpern
Geboren am 10. April 1876 in Borislaw/Galizien, dürfte Norbert Halpern kurz nach 1920 nach Gmunden zugezogen sein. Er hatte zuerst ein Geschäft für Holz-, später für Altwaren und vor dem „Anschluss“ ein Textilwarengeschäft im Haus Schiffslände 5/6. Er wohnte bis 1938 auch im Haus Schiffslände 6. Am 21. September 1938 meldete er sich nach Wien ab. Dort lautete seine letzte Wohnadresse Baumgasse 23. 1938 floh die Familie nach Belgien; 1942 Verhaftung und Inhaftierung im SS-Sammellager Mechelen/Malines in der Dossin-Kaserne. Norbert Halpern wurde gemeinsam mit seiner Frau Anna am 26. September 1942 mit Transport Nr. 11 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet
Quellen: DÖW, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“
Karbach, Olga, geb. Treu
NS-Opfer
Ehefrau von Friedrich Karbach und Mutter von Oskar und Marianne Karbach
Geboren am 29. Jänner 1876, evangelisch. Ihre Eltern waren Dr. iur. Carl und Sara Treu. Olga Karbach kam vor 1900 als Gast nach Gmunden, lebte ab 1910 von ihrem Mann getrennt und zog 1914 gänzlich nach Gmunden – in die Villa Kuferzeile 41, die sie 1891 erworben und 1913 an ihren Sohn Oskar verkauft hatte. Olga widmete sich in Gmunden dem Schreiben; zahlreiche Artikel von ihr wurden in unterschiedlichsten Zeitungen veröffentlicht. Sie engagierte sich auch intensiv für den Alpenverein und war für die Auskunftsstelle „Salzkammergut“ zuständig. Olga Karbach blieb, so lange es ging, in der Villa ihres Sohnes, Kuferzeile 41, auch noch im Jahr 1938. 1940 wurde sie nach
St. Konrad zwangsumgesiedelt, anschließend nach Wien. Am 11. Jänner 1942 wurde sie im Alter von 66 Jahren nach Riga deportiert und dort ermordet.
Quellen: Marchetti; Internet, Höllinger und DÖW
Kohut, Martha
KZ-Opfer
Geboren am 11. September 1913 in Etzdorf/Thüringen; in den 1930er-Jahren war Martha Kohut als jüdische Hausgehilfin bei Berta Rujder tätig und wohnte auch noch 1938 bei ihr im Haus Esplanade 5. Sie wurde nach Wien zwangsumgesiedelt; dort erfolgte ihre offizielle Abmeldung am 7. November 1938 in der Hormayergasse 39. Kohuts letzte Wohnadresse in Wien war Herminengasse 16/9. Von dort wurde sie am 14. September 1942 nach Maly Trostinec deportiert und dort am 18. September 1942 ermordet.
Quellen: DÖW und Höllinger
Kormany, Alfred
KZ-Opfer / ältester Sohn von Berthold und Kamilla Kormany
Geboren am 30. Oktober 1897 in Gmunden; Angestellter der Firma der Familie „B&S Kormany“. Alfred wohnte 1938 bei seinen Eltern in der Kammerhofgasse 7 und wurde am 10. Februar 1939 abgemeldet. Er verließ mit seinen Eltern Gmunden Richtung Wien. Seine letzten Wohnadressen in Wien waren Langegasse 61 und Laudongasse 12. Dort starb seine Mutter Kamilla Kormany im Juni 1941 im Alter von 67 Jahren. Gemeinsam mit seinem Vater Berthold Kormany flüchtete Alfred nach Paris; letzte Wohnadresse dort: 58, Rue Michel Ange, Paris 16. Im August 1942 wurde Alfred verhaftet und über Drancy im „Convoi 22“ nach Auschwitz deportiert und dort am 21. August 1942 ermordet.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, Information Dr. Benestroff
Mandler, Ottilie
NS-Opfer / Frau von Jakob Mandler, Mutter von Johann und Gertrude Mandler
Sie wurde am 2. August 1870 in Wien geboren. Ihr Mann starb 1929 in Wien. Danach übersiedelte die Witwe nach Gmunden, um in der Nähe ihrer Tochter Gertrude zu sein, die in die Gmundner Familie Wlk eingeheiratet hatte. Ottilie Mandler erlitt am 15. März 1938 – also kurz nach dem „Anschluss“ – aus Angst einen Herzinfarkt. Auslöser war eine Aktion der Nationalsozialisten, die am Marktplatz in Gmunden im Zuge einer antisemitischen Kundgebung Häuser beschmierten, in denen Juden wohnten. Zudem beschimpften die Nazis Gmundner, die Wohnungen an Juden vermieteten. Weil man zur Bestattung der Leiche keinen Wagen zur Verfügung stellte, wurde der Leichnam schließlich von jüdischen Männern auf eine ausgehängte Tür gelegt und so zum jüdischen Friedhof in Gmunden getragen und dort begraben. Ottilie Mandler war das letzte Mitglied von Gmundens jüdischer Gemeinde, das damals noch hier begraben werden durfte.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“
Mauler, Egon
KZ-Opfer / Sohn von Wilhelm und Margarete Mauler
Der am 8. August 1924 in Wien geborene junge Mann war in Gmunden als Elektrikerlehrling tätig und wohnte 1938 im Haus Bahnhofstraße 49. Am 25. November 1938 wurde er nach Wien abgemeldet, wo die Obere Weißgerberstraße 10-12 als seine letzte Adresse vermerkt ist. Egon emigrierte mit seiner Mutter im November 1938 in die Niederlande. Dort wurden beide im August 1942 verhaftet, am 15. August 1942 über Mechelen/Malines nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“; DÖW
Mauler, Margarete
NS-Opfer / Frau von Jakob Mandler, Mutter von Johann und Gertrude Mandler
Sie wurde am 2. August 1870 in Wien geboren. Ihr Mann starb 1929 in Wien. Danach übersiedelte die Witwe nach Gmunden, um in der Nähe ihrer Tochter Gertrude zu sein, die in die Gmundner Familie Wlk eingeheiratet hatte. Ottilie Mandler erlitt am 15. März 1938 – also kurz nach dem „Anschluss“ – aus Angst einen Herzinfarkt. Auslöser war eine Aktion der Nationalsozialisten, die am Marktplatz in Gmunden im Zuge einer antisemitischen Kundgebung Häuser beschmierten, in denen Juden wohnten. Zudem beschimpften die Nazis Gmundner, die Wohnungen an Juden vermieteten. Weil man zur Bestattung der Leiche keinen Wagen zur Verfügung stellte, wurde der Leichnam schließlich von jüdischen Männern auf eine ausgehängte Tür gelegt und so zum jüdischen Friedhof in Gmunden getragen und dort begraben. Ottilie Mandler war das letzte Mitglied von Gmundens jüdischer Gemeinde, das damals noch hier begraben werden durfte.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Mauler, Wilhelm Markus
NS-Selbstmord-Opfer / Ehemann von Margarete Mauler und Vater von Egon Mauler
Der am 5. August 1895 in Bosanci/Rumänien Geborene kam 1918 nach Gmunden. Mauler betrieb einen Handel mit Alt- und Eisenwaren in der Bahnhofstraße 47-49, besaß das Haus Bahnhofstraße 49 und wohnte auch noch 1938 dort. Kurz nach dem „Anschluss“ wurde er in „Schutzhaft“ genommen und bis 26. April 1938 im Bezirks-gerichtsgefängnis Gmunden eingesperrt. Im Protokoll wird er als „ausgesprochener Gegner des Nationalsozialismus“ bezeichnet und eine Inhaftierung über die geplante Volksabstimmung vom 10. April 1938 hinaus beantragt. Nach seiner Entlassung flüchtete Mauler sicherheitshalber bald in die Niederlande, während seine Frau Margarete und sein Sohn Egon vorerst noch in ihrem Haus in Gmunden blieben. Ab 22. September 1938 erwarb Therese Jürgens ein Anrecht auf das Haus. In einer Zwangsversteigerung im Dezember 1938 ging es tatsächlich endgültig in Therese Jürgens Besitz über. Kurz davor reisten Frau Mauler und der Sohn Egon nach Wien. Von dort emigrierten sie ebenfalls in die Niederlande. In Sicherheit waren sie dort allerdings nicht. Margarete Mauler und ihr Sohn Egon wurden im August 1942 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Wilhelm Mauler soll deshalb später am 14. November 1942 Selbstmord begangen haben; er ist am Friedhof Machiske Hadass in Putte (Woensdrecht, Niederlande) beerdigt.
Quellen: OÖ Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“
Nuttmann, Hel(l)a
KZ-Opfer / Tochter des Ehepaares Moshe und Sara Nuttmann
Geboren am 11. November 1912 in Mosciska/Galizien, kam Hella um 1918 nach Gmunden. Laut Marchetti zog sie bereits vor 1938 aus Gmunden weg. Vor dem Krieg und bis zu ihrem Tod lebte sie in Krakau. Sie wurde in der Shoah in Polen ermordet. Laut Marchetti soll sie ein Euthanasieopfer gewesen sein.
Quellen: Yad Vashem & Ushmm
Nuttmann, Marcel
KZ-Opfer / Jüngerer Sohn des Ehepaares Moshe und Sara Nuttmann
Geboren 1914 in Krakau, kam Marcel um 1918 nach Gmunden. Er war ein Schriftsetzer. Laut Marchetti war er mit seiner Familie bereits vor 1938 aus Gmunden weggezogen. Vor dem Krieg lebte er in Krakau, während des Krieges in Drohobycz/Polen; er wurde ein Opfer der Shoah.
Quellen: Yad Vashem
Rujder, Helga
KZ-Opfer / Jüngerer Sohn des Ehepaares Moshe und Sara Nuttmann
Geboren 1914 in Krakau, kam Marcel um 1918 nach Gmunden. Er war ein Schriftsetzer. Laut Marchetti war er mit seiner Familie bereits vor 1938 aus Gmunden weggezogen. Vor dem Krieg lebte er in Krakau, während des Krieges in Drohobycz/Polen; er wurde ein Opfer der Shoah.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Rujder, Leo
KZ- und Euthanasieopfer / Sohn von Sigmund und Pauline Rujder, Bruder von Rudolf, Ernst und Olga Rujder
Der am 30. August 1909 in Gmunden Geborene war geistig beeinträchtigt und in der familieneigenen Firma angestellt. Leo wohnte 1938 im Haus Theatergasse 8/Badgasse 2. Er wurde nach Wien zwangsumgesiedelt, wo Malzgasse 16 als seine letzte Wohnadresse aufscheint. Leo Rujder wurde am 5. Juni 1942 von Wien in das in der Nähe von Lublin gelegene Durchgangslager Izbica deportiert. 1943 dürfte er im Vernichtungslager Lublin ermordet worden sein.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Smetana, Gisela, geb. Steiner
NS-Opfer / Tochter von Moritz und Josefine Steiner; Ehefrau von Hermann Smetana; Mutter von Ernst und Fritzi Smetana
Die am 10. September 1884 in Gmunden Geborene heiratete den Gmundner Kaufmann Hermann Smetana. Die Familie wohnte 1938 im eigenen Haus Bahnhofstraße 5 und meldete sich von dort am 1. September 1938 nach Wien ab – in die Molardgasse 34/22. Von dort floh sie mit ihrem Sohn Ernst über die Thaya zu Verwandten nach Uherský Brod bei Brünn. Nach der Entlassung ihres Mannes aus der Haft kam dieser ebenfalls nach Uherský Brod. Gisela verstarb am 12. September 1941 im Alter von 57 Jahren in Uherský Brod auf Grund der dortigen Entbehrungen und unzureichender ärztlicher Betreuung.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Smetana, Hermann
NS-Opfer / Gatte von Gisela Smetana und Vater von Ernst und Fritzi Smetana
Er wurde am 22. September 1883 in Bojkovitz/Mähren geboren und etablierte sich in Gmunden zuerst als Teilinhaber des Kaufhauses „Zur Billigkeit“ (ca. 1902 bis 1921) – gemeinsam mit Hugo Kamenović. Gemeinsam mit seiner Frau Gisela betrieb er dann die Firma „Hermann Smetana“, die mit Holzwaren und Andenken handelte, und später ein Spielwaren-, Sportartikel- und Souvenirgeschäft im Haus Theatergasse 10. Smetana besaß das Haus Bahnhofstraße 5. In diesem hatte er sein Warenlager; er verkaufte darin Andenken und wohnte auch darin. Am
17. August 1938 wurde über die Firma der Konkurs verhängt, und man liquidierte das Unternehmen. Die Familie meldete sich am 1. September 1938 aus Gmunden ab. Während Hermann Smetana verhaftet und ins KZ Dachau überstellt wurde, übersiedelten seine Angehörigen nach Wien. Von Dachau aus wurde Hermann Smetana am
23. September 1938 ins KZ Buchenwald gebracht, daraus aber wieder entlassen. Am 21. Februar 1939 folgte er seiner Frau und seinem Sohn nach Uherský Brod. Hermann Smetana starb am 12. November 1941 in Brünn, zwei Monate nach seiner Frau Gisela und auch wegen unzureichender ärztlicher Betreuung. Diese wäre für den KZ-geschädigten Vater dringend notwendig gewesen.
Das Gmundner Haus in der Bahnhofstraße 5 wurde im Februar 1939 in einer gerichtlichen Versteigerung von Josef Bernhart erworben; nach dem Krieg wurde es an die Smetana-Erben rückgestellt.
Quellen: Marchetti, OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Smetana, Leo(pold)
KZ-Opfer / Ehemann von Wally Smetana, Vater von Eva und Greta Smetana
Leo Smetana – er kam am 9. Jänner 1897 in Uherský Brod bei Brünn zur Welt – lebte nur bis ca. 1920 in Gmunden. Ab diesem Jahr war er in Traunkirchen beheimatet und Teilhaber der Holzerzeugungsfirma „Alois Mühlbachers Witwe“. Später übernahm er die Firma und das dazu gehörende Holzwarengeschäft in Mitterndorf 24 selbst. Die gesamte Familie meldete sich am 28. Juni 1938 nach Uherský Brod bei Brünn ab und verließ Traunkirchen noch im selben Monat. Als letzte Wohnadresse vor der Verhaftung Smetanas scheint Brünn, Koliště 17, auf. Auch Leos Frau Wally stammte aus Uherský Brod, daher kehrten sozusagen beide zu ihren Wurzeln zurück. Am 31. März 1942 wurde die ganze Familie nach Theresienstadt und von dort drei Wochen später in das nahe Lublin gelegene Durchgangslager Rejowiec deportiert. Dort wurden alle Familienmitglieder ermordet. Da Leo Smetana mehr als die Hälfte seines Lebens in Gmunden verbrachte, ist er als Gmundner NS-Opfer anzusehen.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, Archiv Zeitgeschichte Museum Ebensee, JU I-40 Höllinger
Springer, Käthe, geb. Rujder
KZ-Opfer / Tochter von Cäcilia und Adolf Rujder, verheiratet mit Max Springer
Die am 10. Oktober 1884 in Gmunden Geborene lebte vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin. Sie wurde am
6. September 1944 von Berlin nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.
Quellen: Yad Vashem Central Database of Shoah Victims’ Names
Steiner, Rosa
KZ-Opfer / Tochter von Moritz und Josefine Steiner; Geschwister: Adolph, Alois, Gisela und Karl Steiner
Die am 2. Mai 1881 geborene Gmundnerin war unverheiratet und als Schneiderin bei ihrem Vater tätig. 1931, nach ihres Vaters Tod, führte sie dessen Schneiderei weiter. 1938 wohnte sie am Marktplatz 16. Rosa Steiner meldete sich am 1. September 1938 nach Wien ab; letzte Wohnadresse dort: Marc-Aurel-Straße 5/8. Rosa Steiner wurde am 15. Mai 1942 von Wien mit dem Transport 21 nach Izbica/Polen deportiert und dort ermordet.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Stermer, Herta
KZ-Opfer / jüngere Tochter von Simon und Olga Stermer; Schwester von Irma Stermer
Die gebürtige Gmundnerin (geb. 26. 11. 1937) wohnte 1938 in der Grillparzerstraße 10. Sie wurde am 25. November 1938 nach Wien abgemeldet; dort war Obere Donaustraße 73 ihre letzte Wohnadresse. Herta Stermer wurde mit ihrer Mutter Olga Stermer am 31. August 1942 von Wien in das Lager Maly Trostinec deportiert; dort wurden beide am 4. September 1942 ermordet. Herta wurde nur vier Jahre alt.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Stermer, Olga, geb. Kellermann
KZ-Opfer / Ehefrau von Simon Stermer und Mutter von Irma und Herta Stermer
Olga Stermer war eine gebürtige Pragerin (25. 10. 1897), die in den 1920er-Jahren nach Gmunden zog. Sie wohnte 1938 in der Grillparzerstraße 10; von wo sie sich am 25. November 1938 nach Wien abmeldete. Olga, ihr Mann Simon und die beiden Töchter Irma (8 Jahre) und Herta (1 Jahr) lebten nach der Zwangsumsiedlung in einer Sammelwohnung in der Oberen Donaustraße 73. 1939 schickten die Eltern ihre ältere Tochter Irma mit einem Kindertransport außer Landes; Olga selbst verblieb mit ihrer jüngeren Tochter Herta in Wien; beide wurden am
31. August 1942 von Wien in das Lager Maly Trostinec deportiert; dort wurden beide am 4. September 1942 ermordet.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Weiss/ß, Emma
NS-Opfer
Emma Weiss, am 5. April 1870 in Linz geboren, war eine jüdische Private, die laut Meldekarte aus dem Gmundner Meldeamt von 1909 bis 1938 in Gmunden im Haus Danglstraße 1 lebte. Sie meldete sich am 8. Mai 1938 nach Wien ab, verließ Gmunden noch im selben Monat, tauchte dann aber erst am 29. Juni 1939 im Wiener Melderegister auf. Hier stimmen offenbar die Abmelde- und Anmeldedaten nicht überein, aber oft lebten Jüdinnen und Juden eine Zeitlang undercover, oder sie pendelten noch zwischen Wohnort und Vertreibungsort hin und her. Emma Weiss wohnte in Wien, Grünetorgasse 10. Sie wurde später ins Ghetto nach Lodz deportiert, wo sie am 1. Dezember 1941 verstarb.
Quellen: OÖ. Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“, DÖW
Jüdische KZ-Todesopfer ohne Bestätigungsdokumente
Für die folgenden Personen wurden trotz intensiver Kontakte und Internetrecherchen keine offiziell anerkannten Dokumente und Belege für deren Ermordung gefunden. Der verstorbene Spezialist für das Gmundner Judentum Dr. Heinrich Marchetti nennt sich aber in seinem Beitrag im Piringer-Band „Gmunden Chronik IV“ bzw. „Gmunden 1838“ dezidiert NS-Opfer.
Wegen fehlender Belege wurden sie (noch) nicht in die Namenszeile des Gmundner Mahnmals aufgenommen. Hier erinnern wir aber an sie:
Radda, Dorothea
Tochter von Leo Radda sen. und Schwester von Leo und Clara Radda
Sie wanderte mit der Familie Radda um 1935 nach Lemberg aus. Laut Marchetti soll sie im KZ umgekommen sein.
Quelle: Gmunden 1938, S. 21 nicht in DÖW-Liste, weil früher weggezogen
Radda, Leo sen.
Vater von Clara, Dorothea und Leo Radda
Er wanderte mit der Familie um 1935 nach Lemberg aus; laut Marchetti soll auch er im KZ umgekommen sein
Quelle: Gmunden 1938, S. 21 nicht in DÖW-Liste, weil früher weggezogen
Schwab, Helene
Helene Schwab wurde in Würzburg geboren und besaß ab ca. 1914 das Haus in der Tagwerkerstraße 17. Sie war als Journalistin für die „Wiener Zeitung“, das „Wiener Journal“ und das „Tagblatt“ tätig. Helene Schwab lebte nach dem Ersten Weltkrieg als Single in Gmunden und arbeitete hier weiterhin als Journalistin. Sie starb laut Marchetti in einem KZ, in das sie von Österreich oder auch vom Ausland aus eingeliefert worden sein soll.
Quellen: OÖ Landesarchiv, BH Gmunden, Schachtel 262, Polizei, III/P „Judenakt“ Broschüre „Gmunden 1938“ S. 42, Anm. 64; Piringer Chronik IV S. 536 nicht in DÖW-Liste